Was hat eine Metamorphose mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun?
Diesen Blog-Artikel möchte ich mit der Geschichte Die Geburt des Schmetterlings beginnen:
Die Geburt des Schmetterlings
Ein Wissenschaftler beobachtete einen Schmetterling und sah, wie sehr sich dieser abmühte, durch das enge Loch aus dem Kokon zu schlüpfen. Stundenlang kämpfte der Schmetterling, um sich daraus zu befreien. Da bekam der Wissenschaftler Mitleid mit dem Schmetterling, ging in die Küche, holte ein kleines Messer und weitete vorsichtig das Loch im Kokon, damit sich der Schmetterling leichter befreien konnte.
Der Schmetterling entschlüpfte sehr schnell und sehr leicht. Doch was der Mann dann sah, erschreckte ihn doch sehr. Der Schmetterling, der da entschlüpfte, war ein Krüppel.
Die Flügel waren ganz kurz und er konnte nur flattern, aber nicht richtig fliegen. Da ging der Wissenschaftler zu einem Freund, einem Biologen, und fragte diesen:
"Warum sind die Flügel so kurz und warum kann dieser Schmetterling nicht richtig fliegen?" Der Biologe fragte ihn, was er denn gemacht hätte. Da erzählte der Wissenschaftler, dass er dem Schmetterling geholfen hatte, leichter aus dem Kokon zu schlüpfen. "Das war das Schlimmste was du tun konntest. Denn durch die enge Öffnung, ist der Schmetterling gezwungen, sich hindurchzuquetschen. Erst dadurch werden seine Flügel aus dem Körper herausgequetscht, und wenn er dann ganz ausgeschlüpft ist, kann er fliegen. Weil du ihm geholfen hast und den Schmerz ersparen wolltest, hast du ihm zwar kurzfristig geholfen, aber langfristig zum Krüppel gemacht." Quelle Internet - Verfasser unbekannt
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Schmerz der Wandlung - Wir hören es nicht gern, weil wir unangenehme Erfahrungen lieber vermeiden wollen, doch nicht nur der Schmetterling braucht den Schmerz um sich aus dem Kokon, der ihn begrenzt, zu befreien. Auch die Schildkröte, das Küken, der kleine Vogel .....
Wenn wir im Verlauf unseres Lebens einem bestimmten Stadium unserer Entwicklung entwachsen sind, dann heißt es Abschied nehmen und sich dieser einst schützenden Hülle, dieser Haut, die nicht mehr länger zu uns passt, zu befreien. In der Natur finden sich viele Beispiele, die uns diese Art der „Häutung“ zeigen: Schlange, Krokodil usw.
Wie die Tiere müssen auch wir durch diesen Schmerz der Wandlung, der Metamorphose gehen, um wirklich der bzw. die zu werden, die wir sein können, wenn wir wirklich unser gesamtes Potenzial leben. Das bleibt uns nicht erspart. Das beginnt bereits mit der Geburt. Und genau so gilt es, sich auch in späteren Phasen des Lebens immer wieder einmal ins Leben „hineinzugebären“. Ein Schritt, der nicht unterbleiben kann, wenn wir ganz erwachsen werden wollen.
Metamorphose - Das Wort Metamorphose kommt aus dem Griechischen und bedeutet Umwandlung, Verwandlung. Mythologische Metamorphosen findet man in fast allen Kulturen. Schon in der Antike befassten sich zahlreiche Autoren mit diesem Motiv der Verwandlung, aus denen der Dichter Ovidius Publius Naso hervorsticht, der uns als Ovid bekannt ist. Mit seinem Werk Metamorphosen (entstanden um Christi Geburt) fasste er die griechisch-römischen Sagen zu einem Gedicht zusammen, das bis heute nichts an Interesse verloren hat. Seine Metamorphosen thematisieren Liebe, Macht und Zorn der Götter sowie die Verwandlungen der Menschen durch die Götter. Angesprochen wird in der Person des Pythagoras im fünfzehnten Buch letztlich das Prinzip des immerwährenden Wandels, das sich als Lebensprinzip in Natur und Menschenwelt findet.
Die Metamorphosen Ovids zählen wohl zu den meistgelesenen Werken der Antike und des Mittelalters. Der italienische Dichter Dante Alighieri (Göttliche Komödie) zählte Ovid zu seinen großen Vorbildern, und auch von Johann Wolfgang von Goethe wird gesagt, dass er in die Metamorphosen ganz vernarrt gewesen sein soll. In der deutschen Literatur gibt es viele Märchen und Sagen, die sich der Verwandlung widmen. Viele Autoren haben sich von Ovids Werk inspirieren lassen, entwickelten den Prozess der Verwandlung als literarisches Motiv im historischen Prozess weiter und passten es in der Erzählform der jeweiligen Epoche an. Ein bekanntes Werk verweist schon mit seinem Titel auf diesen Prozess: Franz Kafka Die Verwandlung. Erzählt wird hier das Leben von Gregor Samsa, der eines Morgens aufwacht und feststellt, dass er ein Käfer geworden ist. Die Geschichte thematisiert sehr klar wie sich diese Verwandlung auf die Beziehung innerhalb seiner Familie auswirkt. (sehr spannend!!!)
In der Renaissance bekamen die Metamorphosen nicht nur eine zentrale Stellung als Quelle alter Mythen und Sagen, sondern wurden auch in der bildenden Kunst immer mehr zum zentralen Thema. So nahmen sich zum Beispiel Künstler wie Sandro Botticelli (Die Geburt der Venus), Rembrandt, Peter Paul Rubens, Pablo Picasso und Salvador Dalí der Darstellung dieser Geschichten an. In der Musik erinnern Jacques Offenbachs Operette Orpheus in der Unterwelt und das Musical My Fair Lady ebenfalls an Ovids Geschichten.
In der Botanik beschreibt die Metamorphose die erfolgreiche Anpassung der Pflanze an neue Standortbedingungen (das Efeu bildet Kletterwurzeln), die in aller Regel über mehrere Generationen hinweg erfolgt (= Evolution). In der Zoologie versteht man darunter den Prozess der Wandlung von einer Larve zum ausgewachsenen Tier (Kaulquappe - Frosch). Hier vollzieht sich der Wandel von der Larve zum erwachsenen Tier über einen Wandel in der Gestalt und Form.
Der Schmetterling durchlebt sogar mehrere Stadien der Verwandlung, bis wir ihn als einen einzigartigen und wunderschönen Falter bewundern können. Die Metamorphose verläuft hier vom Ei über die Raupe zur Puppe und dann zum Schmetterling. - Die einzelnen Stadien dauern je nach den äußeren Bedingungen (Jahreszeit, Temperatur, Licht) unterschiedlich lange. Schmetterlingsweibchen erkennen die Pflanze, auf der sie die befruchteten Eier für ihren Nachwuchs ablegen mit Hilfe der Geruchsorgane, die sich an ihren Beinen und Fühlern befinden. In diesen Eiern wächst zunächst ein kleiner Embryo heran, der dann zur Raupe wird. Wird der Raupe das Ei zu klein, zerstört es die Ei-Haut und beginnt sofort zu fressen.
Fressen und wachsen scheinen der einzige Lebensinhalt der Raupen zu sein. Dabei nagen sie sich mit ihren kräftigen Kiefern durch die Blätter der Pflanze, die sie bewohnen. So unterschiedlich und faszinierend die Schmetterlinge in ihrem Aussehen sind, so sind dies bereits auch die Raupen. Sie zeigen sich in ganz unterschiedlichem Kleid: in verschiedenen Farben, manche sind behaart, andere nicht. Manche haben Stacheln, um ihre Fressfeinde abzuschrecken und um sich gekonnt zu tarnen. Wer Raupen über eine längere Zeit hinweg beobachtet, kann mitunter beobachten, wie sie sich mit einem Seidenfaden an ihrer Wirtspflanze festhalten. Endet ihr Raupenstadium dann weben einige Arten (Ausnahme: Tagfalter), um sich herum einen schützenden Kokon.
Da in der Phase des Wachstums die Raupen-Haut nicht mitwächst, muss sich die Raupe im Verlauf des Raupenstadiums mehrfach häuten (circa fünf- bis sechsmal). Während sich unter der Schale der alten Haut ihre neue Haut bereits bildet, reißt die zu eng gewordene alte Hülle auf. Hat die Raupe diese erfolgreich abgelegt, dann hat sie nun wieder genügend Platz, um zu wachsen und groß und stark zu werden für die neue Phase der Häutung. Erst nach der letzten Häutung beginnt das Stadium der Verpuppung. Doch zuvor sucht sich die Raupe den dafür geeigneten Ort. Je nach Schmetterlingsart graben sich manche Raupen in den Boden ein, andere hängen kopfüber an einem Ast. Während die Raupe scheinbar reglos an ihrem Platz verharrt, bildet sich unter der Raupenhaut die Puppe aus, deren Wachstum den Körper der Raupe grundlegend verändert. Erst wenn diese Phase der Entwicklung abgeschlossen ist, wird die Raupenhaut samt Kokon abgestreift. Während des Puppen-Entwicklungsstadiums findet nach und nach im Innern der Puppe die letzte Stufe der Verwandlung (Metamorphose) zum Schmetterling statt, in der sich Flügel, Beine, Fühler und Rüssel des Falters entwickeln.
Erst wenn alle Entwicklungsschritte abgeschlossen sind, dann reißt die Verpuppung an mehreren Stellen ein. Der Geburtsprozess beginnt: Was dann hervorkommt, ist ein Schmetterling mit noch ganz weichen und gefalteten Flügeln, die sich erst nach und nach entfalten müssen. Bis Flügel und Haut ausgehärtet sind, und der junge Falter zum ersten Mal fliegen kann, dauert es mitunter bis zu zwei Stunden.
Wie der Schmetterling durchläuft auch der Mensch mehrere Phasen der Entwicklung:
Metamorphose – Transformation – Neubeginn
Unsere menschliche Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess, der sehr stark geprägt ist von der Familie, dem Gesellschaftssystem und der Kultur, in der wir aufwachsen. Wir wachsen, reifen und lernen unser ganzes Leben lang. Jedem Lebensalter lassen sich dabei bestimmte Entwicklungsaufgaben zuordnen, die ich Ihnen nachfolgend vorstellen will. Dabei beziehe ich mich auf das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung des deutsch-amerikanischen Psychoanalytikers Erik H. Erikson (1902-1994), das er gemeinsam mit seiner Frau Joan Erikson entwickelt hat.
Das Modell geht davon aus, dass sich jeder Mensch in Stufen entwickelt, die in jedem von Geburt an angelegt sind. Nach Erikson durchläuft der Mensch im Verlauf seines Lebens acht Stadien, in denen bestimmte Entwicklungsthemen oder Krisen vorherrschend sind. Diese gilt es erfolgreich zu lösen, um jeweils ein neues Entwicklungsniveau zu erreichen.
Wurde eine Entwicklungsaufgabe in einem Lebensabschnitt wie zum Beispiel der Kindheit oder Pubertät/Adoleszenz zu wenig bzw. nicht gelöst, wird sich diese Aufgabe in späteren Jahren noch einmal zeigen, um jetzt erfolgreich bewältigt zu werden, weil sie sonst eine gesunde Entwicklung hemmt. Das Thema zeigt sich als Krise, die bewältigt werden will, bevor die nächste Entwicklungsstufe folgt. Nach Erikson entfaltet sich die Entwicklung im Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen und Wünschen des Menschen und den sich im Laufe der Entwicklung verändernden Anforderungen der sozialen Umwelt.
Mit seinem Stufenmodell baut Erikson auf der psychoanalytischen Theorie nach Freud auf. Im Vergleich zu Freud gibt er dem Unbewussten der psychosexuellen Dimension jedoch weniger Raum. Der wesentliche Inhalt des Lebens besteht für Erikson im Streben nach Identität, in dem der Einzelne eine neue Orientierung zu sich selbst und zu den Personen seiner Umwelt findet, wobei es zu berücksichtigen gilt, dass sich das Gefühl der eigenen Identität von Lebensphase zu Lebensphase wandelt.
Erikson betont, dass die Entwicklung des Menschen einem epigenetischen Prinzip folgt, d. h.: die Entwicklung verläuft nach angeborenen Gesetzmäßigkeiten, die es dem Menschen ermöglichen mit Bezugspersonen und Umwelt zu interagieren. Je nach Alter lernt er neue Verhaltensweisen und Reaktionsweisen dazu. Außerdem fördern die Gesellschaft und die Kultur, in der das Kind lebt, sein Verhalten. Es passt sich an. - Jede Phase, die der Mensch durchlebt baut auf der vorangegangenen auf und beeinflusst die nachfolgende.
Die Stufen der psychosozialen Entwicklung nach Erik Homburger Erikson
Stufe 1: Vertrauen vs. Misstrauen (1. Lebensjahr)
„Ich bin, was man mir gibt.“
Entscheidend für eine gesunde Entwicklung ist, dass sich das Vertrauen mehr entwickelt als das Misstrauen. Kann das Kind den Eltern/Erziehungsberechtigten vertrauen, entwickelt es Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Vertrauen entsteht aus der Erfahrung heraus, dass es eine Übereinstimmung gibt zwischen den Bedürfnissen des Säuglings und der Umwelt, in die er hineingeboren ist. Indem die Bezugspersonen einfühlsam auf die Bedürfnisse eingehen und dem Kind signalisieren, dass sie da sind, vermitteln sie Ur-Vertrauen. Zur erfolgreichen Bewältigung dieser Stufe gehört das Erlernen eines gesunden Maßes an Misstrauen dazu, um später Gefahren und Risiken besser einschätzen und erkennen zu können.
Stufe 2: Autonomie vs. Scham und Zweifel (3. Lebensjahr)
„Ich bin, was ich will.“
In dieser Phase lernt das Kind seinen eigenen Handlungsspielraum innerhalb der Regeln und Normen kennen, die ihm seine Umwelt vorgibt. Indem es sich ausprobiert, seine Autonomie (Selbständigkeitsstreben) lebt, gerät es in Konflikt mit anderen, bzw. erfährt, wie abhängig es von den anderen ist. Mit zunehmender körperlicher Unabhängigkeit (Gehen, Sprechen, Stuhlkontrolle) ergeben sich neue Möglichkeiten der Entwicklung für das Kind, aber im Prozess des Lernens läuft es auch Gefahr, Misserfolge zu erleben (Beispiel Sauberkeitserziehung). Das Kind lernt, dass es ein Einzelwesen ist. Im gesamten Lernprozess sind im die Bezugspersonen Vorbild. Bildet sich die Autonomie (Selbstständigkeit) deutlicher heraus als Schuld und Zweifel, gilt diese Stufe als erfolgreich bewältigt.
Stufe 3: Initiative vs. Schuldgefühle (4. und 5. Lebensjahr)
„Ich bin, was ich mir vorstellen kann zu werden.“
Das Kind probiert sich spielerisch in verschiedenen Rollen aus und erforscht seine Umgebung. Es lernt Dinge aus sich selbst heraus (Eigeninitiative) ohne fremde Hilfe anzugehen und entwickelt immer mehr ein Ich-Bewusstsein. Es lernt Ziele zu entwickeln und diese zu verwirklichen, indem es Initiative ergreift, selbstständig handelt und mit anderen konkurriert. Gleichzeitig identifiziert es sich mit der Bezugsperson gleichen Geschlechts, übernimmt Einstellungen und geschlechtsspezifische Verhaltensweisen und erlernt so seine Geschlechterrolle (Identifikation).
Indem es Krisen durchlebt, bildet sich sein Gewissen aus. Nach und nach lernt es durch die verschiedensten Situationen geführt Schuldgefühle kennen. Diese Stufe gilt als erfolgreich erlebt, wenn das Kind gelernt hat, mit den Schuldgefühlen richtig umzugehen und von sich aus Initiative zu einem besseren Handeln zu ergreifen.
Stufe 4: Wertesinn vs. Minderwertigkeitsgefühl (6. Lebensjahr bis zur Pubertät)
„Ich bin, was ich lerne.“
Das Kind ist lernbegierig. Sein Lern- und Entwicklungsraum verändert sich. Neben Familie lernt es sich nun in Schule, Freundeskreis, Wohngegend etc. zu behaupten. In Schule sieht es sich den Lernanforderungen und Leistungsbewertungen ausgesetzt, die ihm signalisieren, ob es den eigenen Fähigkeiten, dem erlernten Wissen vertrauen kann. Mitunter wird es mit Misserfolgserlebnissen konfrontiert, die im Vergleich mit anderen zu Gefühlen von Unfähigkeit, Unvollkommenheit und Minderwertigkeitsgefühlen führen können. Nur indem es Erfolg erlebt, fühlt es sich kompetent, entsteht das Gefühl, gut zu sein, etwas wert zu sein. Für eine gesunde Entwicklung und ein erfolgreiches Durchleben dieser Stufe ist es wichtig, dass den Kindern eine Vielfalt an Erfolgserlebnissen ermöglicht wird. Jedes Kind möchte seinen Beitrag leisten und etwas Zielführendes und Nützliches machen. Es möchte in die Welt der Erwachsenen hineinwachsen.
Stufe 5: Identität vs. Identitätsdiffusion/Rollendiffusion (13. bis 20. Lebensjahr)
„Ich bin, was ich bin.“
Im Vordergrund steht das Finden der eigenen Identität. Die aus der Kindheit übernommenen Vorstellungen, Überzeugungen, Identifikationen müssen mit den neuen Impulsen zu einer eigenen Identität heranreifen, um sich selbst zu finden und sich in sich selbst wohl zu fühlen. Um ein eigenes Selbstbild/Selbstkonzept zu entwickeln, gilt es, sich mit Bezugspersonen und Gleichaltrigen gleichermaßen auseinanderzusetzen, um die eigenen Bedürfnisse, Interessen und Vorlieben kennenzulernen. Der Jugendliche stellt bisher Erlerntes in Frage und setzt sich mit dem anderen Geschlecht sowie den eigenen Vorstellungen im Hinblick auf Beruf, Partnerschaft, Familie etc. auseinander.
Das Finden einer Antwort auf die Frage Wer bin ich? ist wichtig und besteht darin, die bisher bewältigten Krisen mit den eigenen Fähigkeiten/Kompetenzen und Wünschen zu einer neuen Ich-Identität zusammenzufügen. Die Identitätsbildung gelingt dabei umso besser, je mehr der Jugendliche auf positive Erfahrungen zurückblicken kann und ein gesundes Selbstvertrauen besitzt.
Ist dies nicht der Fall, spricht man von einer Identitäts- bzw. Rollendiffusion. Die Gefahr dabei ist, dass sich der Jugendliche/die Jugendliche bei mangelnder Ich-Identität und Instabilität unter Umständen Gruppen anschließt, die über klare Strukturen verfügen und ihm vorschreiben, wie er zu leben hat.
Stufe 6: Intimität vs. Isolation (20 bis etwa 45 Jahre)
„Wir sind, was wir lieben.“
Erikson beschreibt diese Phase als ein Sich-verlieren und Sich-finden im anderen. Doch nur mit Hilfe einer gefestigten Ich-Identität ist es möglich in einer Paarbeziehung, Intimität zu erleben, ansonsten ist die Angst zu groß, sich in der Beziehung zu verlieren. Erst auf der Basis einer eigenen Identität ist es möglich, sich dem Partner/der Partnerin zu öffnen.
Zentrale Entwicklungsaufgaben dieser Phase sind der Zugang zu den eigenen Gefühlen und Gedanken sowie die Pflege gleichgeschlechtlicher Freundschaften und einer Bindung zum anderen Geschlecht (Wir-Gefühl). Misslingt der Aufbau intimer Beziehungen, so besteht die Gefahr der Isolation. Es gilt, für sich selbst ein gutes Verhältnis zwischen Intimität und Isolation zu finden.
Stufe 7: Generativität vs. Stagnation (45 bis 65 Jahre)
„Ich bin, was ich bereit bin zu geben.“
Entwicklungsziel dieser Stufe ist die Generativität: Erikson versteht darunter das Erziehen der nächsten Generation, der eigenen Kinder und/oder anderer junger Menschen. Generativität meint aber auch ein bewusstes Leben der eigenen Kreativität bzw. eines sozialen, beruflichen oder politischen Engagements. Damit diese Entwicklungsstufe erfolgreich verlaufen kann, bedarf es eines positiven Weltbilds und des Vertrauens in die Zukunft. Ein Mangel an Generativität führt zu Stagnation und dem Gefühl von innerer Leere.
Stufe 8: Ich-Integrität vs. Verzweiflung (65 Jahre bis Tod)
„Ich bin, was ich mir angeeignet habe.“
Ziel dieser letzten Stufe ist das Erreichen der „Ich-Integrität“, was so viel meint, wie das bisherige Leben mit allen positiven und negativen Erlebnissen und Ereignissen so zu akzeptieren wie es war. Der Mensch zieht Bilanz, akzeptiert den Lebensweg, für den er sich entschieden hat, sowie die eigene Unvollkommenheit und Begrenztheit seines Lebens. Durch diese Akzeptanz und Integration seiner Erfahrungen erfährt er inneren Frieden und kommt in Harmonie, in Einklang mit sich selbst. So erreicht er Integrität.
Gelingt es ihm nicht, sein Leben zu akzeptieren, stellen sich Enttäuschung, Verbitterung, Unzufriedenheit und Verzweiflung ein. Der Mensch trauert um das, was er versäumt hat und fürchtet sich gegebenenfalls vor dem Tod.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stufenmodell_der_psychosozialen_Entwicklung)
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Es gilt, als Mensch unsere Entwicklungsstufen in den jeweiligen Lebensaltersstufen erfolgreich zu meistern, um das Ziel der Ich-Integrität zu erreichen. Dann können wir dankbar und erfüllt auf unser Leben schauen und uns unserer Einzigartigkeit erfreuen.
Letztlich haben wir alle das gleiche Ziel. Es geht darum, unser wahres Selbst zur Entfaltung zu bringen und immer mehr wir selbst zu werden. Wir sind hier um uns als Mensch für den Weg des Wachstums zu öffnen und in unserem Denken, Handeln und Sein ganz die Verantwortung für uns selbst und die verschiedenen Bereiche unseres Lebens zu übernehmen.
Alles Leben strebt nach Wachstum. Wenn Pflanzen und Bäume nicht wachsen, dann sterben sie. Wenn Tiere nicht wachsen und in ihre Kraft finden, sind sie ein leichtes Opfer für ihre Fressfeinde. Dann sterben auch sie.
Leben = Entwicklung, Wachstum, Evolution. - Wachstum ist der Motor für unsere Seele. Sie hat sich dieses Leben mit den vielfältigen Aufgaben erwählt, um Entwicklung zu erfahren. Dabei kommt es ihr aber nicht auf eine bestmögliche Entfaltung im Außen an. Für sie ist es nicht wichtig, ob wir arm oder reich sind, in einer Villa oder einer Wohnung leben, ob wir studiert haben oder nicht. Unsere Seele ist allein an unserer inneren Entfaltung interessiert, denn sie allein ist es, die den Tod überdauert. Unser Leben ist uns gegeben, um an unserer Individualität, unserem wahren Selbst zu arbeiten, um mit unseren Höheren Selbst zu verschmelzen. Dafür gilt es jedoch die Persönlichkeit/das Ego zu überwinden. Nur so kann uns wahres Wachstum gelingen.
Unser Leben kann sich nur dann liebevoll, freudvoll, harmonisch und friedvoll entfalten, wenn wir bei uns selbst beginnen; Körper und Geist gesund erhalten, damit die Seele kraftvoll darin wohnen kann. Letztlich ist jeder für die eigene Entwicklung auf der Welt. Wir können nicht das Leben eines anderen leben. Es geht um unser Selbst.
Nur 10 % von allem, was wir sagen, denken, tun, ist wirklich bewusst gesteuert. 90 % unserer Aktionen verrichten wir unbewusst. Um das zu bewirken, was wir haben oder sein wollen, müssen wir also lernen, bewusst zu denken, zu handeln und zu fühlen.
In Licht & Liebe
Hermine Merkl