Resilienz – das Immunsystem der Seele?

Hinsichtlich des Begriffs der „Resilienz“ bietet Wikipedia auf www.de.wikipedia.org folgende
Definition an: „Resilienz oder psychische Widerstandfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen.“ Das Wort selbst leitet sich vom lateinischen Wort resilire ab, das ‚zurückspringen, abprallen’ meint.

Wenn wir nicht mehr in der Lage sind die Situation zu ändern,
besteht die Herausforderung darin, uns selbst zu ändern.
Viktor E. Frankl

Resilienz ist für mich ein Weg, der von innen nach außen gegangen und gelebt sein will. Viktor Frankls Biografie und seine Lebensmaxime „…trotzdem ja zum Leben sagen ....“  sind ein herausragendes Beispiel dafür, wie der Mensch mit der „Wirkkraft seines Geistes“ selbst die schwierigsten und herausforderndsten Situationen im Leben überwinden und bewältigen kann. Von ihm können wir viel lernen, wenn es darum geht, die Geschichte, die in uns lebt, zu akzeptieren sowie kraftvoll und mutig den Weg des Lebens weiterzugehen im Vertrauen und in die Hingabe an eine höhere Macht, die mit und durch uns wirkt.

Statt auf Vergeltung aus zu sein, plädiert er dafür, dass uns vor allem die Kraft der Versöhnung einen Weg aus der Katastrophe weisen kann. Viktor Frankl gibt uns Beispiel dafür, dass es ihm selbst unter den inhumansten Bedingungen (Konzentrationslager) noch möglich war, dem Leben einen tieferen Sinn zu geben. Durch Beobachtung der Mit-Häftlinge und durch eigenes Erleben fand Frankl heraus, dass diejenigen, die Sinn und Bedeutung in ihrem Leid finden konnten, diejenigen waren, die letztlich in der Lage waren, zu überleben.

In seinem Buch „…trotzdem ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ setzt er sich mit den traumatisierenden und schrecklichen Erlebnissen im Konzentrationslager auseinander. Mit diesem Buch wird er für viele Menschen zur Quelle der Inspiration, um mit herausfordernden Situationen umzugehen.

Wenn Leben überhaupt einen Sinn hat,
muss auch Leiden einen Sinn haben.
Es kommt nicht darauf an, was man leidet,
sondern wie man es auf sich nimmt.
Viktor E. Frankl


In den zahlreichen Büchern und Lebensratgebern, die es im Hinblick auf das Erlernen von Resilienz gibt, beschreiben die Autoren meist sieben Stationen. Auch wenn sie den einzelnen Stationen mitunter unterschiedliche Namen geben, so ist letztlich allen gemeinsam, dass wir dann ein Mehr an Widerstandskraft, innerer Stärke und Resilienz entwickeln, wenn wir aus einer anderen Perspektive heraus auf die Vergangenheit schauen, uns mit ihr aussöhnen und uns wieder voll und ganz dem Leben anvertrauen.

Meine 8 Säulen der Resilienz sind:  
Lernaufgaben akzeptieren, optimistisch sein, lösungsorientiertes Denken, Verantwortung übernehmen, Kontakte und Beziehungen pflegen, Selbstfürsorge, Zukunft bewusst gestalten,  Vertrauen in Gott und meinen Lebensweg

Ich bin davon überzeugt, dass es im Hinblick auf die Entwicklung von Resilienz so viele Wege wie Menschen gibt, und dass jeder Einzelne von uns seinen eigenen Weg suchen und diesen dann in seinem Tempo gehen muss. Da lässt sich nichts vorgeben und nichts erzwingen. Dieser Weg geht definitiv nicht über den Kopf. Er geht von innen nach außen. Unser bester Ratgeber ist dabei unser Herz, denn Herz und Seele kennen den Weg.

Resilienz entwickeln, bzw. resilienter werden beginnt für mich mit einem Innehalten und aus verschiedenen Perspektiven auf die Vergangenheit schauen. Heißt die eigene Rolle in der Geschichte sehen, den eigenen Standort bestimmen, die eigenen Anteile sehen. Heißt aber auch den Mut aufbringen, einmal mit den Augen des Anderen auf die Geschichte zu schauen. Bedeutet alle Gefühle anzuerkennen und sie sozialverträglich zu leben.

Bedeutet (vorausgesetzt der andere ist dazu bereit) zur Klärung der Situation notwendige, offene und vor allem ehrliche Gespräche mit dem Gegenüber führen. Bedeutet sich selbst und anderen zu vergeben, sowie den inneren Frieden zu finden mit dem, was ist.

Und indem wir unseren „Rucksack des Lebens“ durch Loslassen entlasten, finden wir Platz, um die eigenen Kraftquellen/Ressourcen zu integrieren. Indem wir bewusst die Verantwortung für alle unsere Gedanken, Worte, Entscheidungen, Handlungen übernehmen, können wir letztlich neue Handlungsspielräume entdecken und neue Wege gehen. Können neue Beziehungen gestalten und pflegen und wieder zurück in ein glückliches, freudvolles und sinnerfülltes Leben gehen.


In Licht & Liebe
Hermine Merkl